{"id":114910,"date":"2020-03-28T02:59:29","date_gmt":"2020-03-28T01:59:29","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/?p=114910"},"modified":"2020-03-28T02:59:31","modified_gmt":"2020-03-28T01:59:31","slug":"50-jahre-alfa-romeo-montreal-einzigartiger-gran-turismo-mit-rennsport-genen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/114910\/50-jahre-alfa-romeo-montreal-einzigartiger-gran-turismo-mit-rennsport-genen\/","title":{"rendered":"50 Jahre Alfa Romeo Montreal – einzigartiger Gran Turismo mit Rennsport-Genen"},"content":{"rendered":"

50 Jahre Alfa Romeo Montreal – einzigartiger Gran Turismo mit Rennsport-Genen<\/h2>\n

Frankfurt am Main (ots) – Auf der Weltausstellung 1967 in Kanada gezeigtes Showcar bildet Basis f\u00fcr eines der coolsten Coup\u00e9s der 1970er Jahre. Bertone-Designer Marcello Gandini entwirft kompakte Karosserie mit heute legend\u00e4ren Details wie Doppel-Scheinwerfer hinter Lamellenabdeckungen und angedeutete Lufteinl\u00e4sse hinter den T\u00fcren. 147 kW (200 PS) starker V8-Motor stammt vom Renntriebwerk des Supersportwagens Alfa Romeo Tipo 33 ab.<\/p>\n

Der Anruf aus Montreal kommt \u00fcberraschend f\u00fcr die Gesch\u00e4ftsf\u00fchrung von Alfa Romeo. Die Organisatoren der Weltausstellung 1967 in der kanadischen Stadt wollen, passend zur zukunftsorientierten Auslegung der Expo, das Thema „Der Mensch und seine Welt“ in unterschiedlichsten Bereichen beleuchten. Einer davon widmet sich unter dem Titel „Man the Producer“ industriell gefertigten Produkten, darunter auch dem Automobil. Die Veranstalter laden Alfa Romeo ein, stellvertretend f\u00fcr die gesamte Branche ein entsprechend beeindruckendes Konzeptfahrzeug zur Verf\u00fcgung zu stellen.<\/p>\n

Alfa Romeo beauftragt das Designstudio Bertone damit, dieses Thema umzusetzen. In der renommierten Carrozzeria geht gerade der Stern von Marcello Gandini auf. Der Turiner ist zu diesem Zeitpunkt noch keine 30 Jahre alt, hat mit dem Lamborghini Miura aber gerade f\u00fcr weltweite Begeisterung gesorgt und wird sp\u00e4ter andere wegweisende Automobile wie Lancia Stratos und Fiat 132 zeichnen. Gandini entwirft f\u00fcr das 1967er Expo-Showcar von Alfa Romeo eine atemraubende Coup\u00e9-Karosserie mit einzigartigen Details. Dazu z\u00e4hlen die optisch zu einer Einheit verschmolzene B-\/C-S\u00e4ule und die halb von einem Lamellengitter bedeckten Doppel-Scheinwerfer.<\/p>\n

Mit nur 4,22 Metern L\u00e4nge ist das Fahrzeug \u00e4u\u00dferst kompakt, hinter Fahrer und Beifahrer bleibt gerade Platz f\u00fcr zwei Notsitze. Markante Lufteinl\u00e4sse hinter den T\u00fcren und eine gro\u00dfe, gl\u00e4serne Heckklappe deuten an, welches Antriebskonzept sich Gandini vorstellt: einen Mittelmotor. Doch so weit ist es noch nicht. Aus Zeitgr\u00fcnden verwendet Alfa Romeo f\u00fcr die die beiden schlie\u00dflich nach Kanada gesendeten Ausstellungsfahrzeuge* die Bodengruppe des Modells Giulia inklusive des vorn platzierten Motors. Damit sind die Showcars immerhin roll- und sogar fahrf\u00e4hig.<\/p>\n

Auf dem Montrealer Expo-Gel\u00e4nde werden die Konzeptfahrzeuge so zwischen Spiegeln platziert, dass sie optisch bis ins Unendliche vervielfacht wirken. Die Reaktion der t\u00e4glich bis zu 500.000 Besucher der Weltausstellung ist \u00fcberw\u00e4ltigend. So erhalten die zun\u00e4chst namenlosen, wei\u00df lackierten Prototypen die inoffizielle Bezeichnung Montreal. Und mit jedem Tag der sechsmonatigen Ausstellung erh\u00e4lt Alfa Romeo mehr Anfragen aus Nordamerika und dem Rest der Welt, den Expo-Blickf\u00e4nger auch zur Serienreife weiterzuentwickeln.<\/p>\n

Tats\u00e4chlich bekommt die Entwicklungsabteilung den Auftrag, Projekt „Montreal“ in die Tat umzusetzen. Mit Blick auf die Produktionskosten erarbeiten die Ingenieure einen Kompromiss. Das Chassis bleibt weitgehend auf dem bew\u00e4hrten Stand der Alfa Romeo Giulia. Marcello Gandinis spektakul\u00e4res Karosseriedesign wird ebenfalls nur in den Details ge\u00e4ndert, in denen das Konzeptfahrzeug mit den Anforderungen von Serienfertigung oder Stra\u00dfenzulassung nicht zu vereinbaren ist. So bleibt der – leicht ge\u00e4nderte – Grill \u00fcber den Scheinwerfern zwar prinzipiell erhalten. Beim Einschalten des Lichts werden die beiden Lamellen aber mechanisch nach unten geklappt und geben die vier Lampen komplett frei. Die von Designer Gandini f\u00fcr eine Mittelmotor-Konstruktion gedachten Luftschlitze in den Flanken werden \u00fcbernommen, dienen jetzt allerdings der Entl\u00fcftung des Cockpits. Dort nehmen Fahrer und Beifahrer auf komfortablen Sitzen Platz. Eine Vielzahl von Instrumenten, angeordnet zu einem futuristisch anmutenden Ensemble, informiert \u00fcber den Betriebszustand des Fahrzeugs.<\/p>\n

Beim Antrieb, dem Herz jedes Alfa Romeo, gehen die Ingenieure dagegen aufs Ganze. Um der rassigen Optik ebenb\u00fcrtige Fahrleistungen zu erreichen, entwickeln sie eine stra\u00dfentaugliche Version des V8-Motors aus dem Supersportwagen Tipo 33. Aus dem Rennsport stammende Spezialit\u00e4ten wie die \u00d6lversorgung mittels Trockensumpfschmierung – erlaubt eine sehr tiefe Einbaulage des Motors – und die gewichtssparende Fertigung aus Aluminium bleiben erhalten. Um eine alltagstaugliche Kraftentfaltung zu erreichen, wird allerdings der Hubraum von zwei auf knapp 2,6 Liter erh\u00f6ht. Au\u00dferdem sorgt ein mechanisches Einspritzsystem der Societ\u00e0 Pompe Iniezione Cassani & Affini (SPICA) f\u00fcr die Versorgung der acht Zylinder mit Benzin. Lebhafte und f\u00fcr die Zeit beeindruckende 147 kW (200 PS), die bei 6.400 Touren anliegen, leistet der V8 in Serienversion. Auch die Maximaldrehzahl von 7.000 und der kernige Sound verraten die aus dem Rennsport stammenden Gene des Motors.<\/p>\n

F\u00fcr die \u00dcbertragung der Motorleistung auf die mit einem Sperrdifferenzial versehene Hinterachse ist ein F\u00fcnfgang-Sportgetriebe des deutschen Herstellers ZF zust\u00e4ndig. Unverwechselbares Merkmal neben den knackig kurzen Schaltwegen: der links hinten liegende erste Gang. Diese Anordnung hat ihre Wurzeln im Motorsport, wo der erste Gang nur zum Anfahren und der R\u00fcckw\u00e4rtsgang fast nie ben\u00f6tigt werden, die h\u00f6heren Schaltstufen damit ergonomisch g\u00fcnstiger in der mittleren und rechten Ebene angeordnet werden k\u00f6nnen.<\/p>\n

Im Fr\u00fchjahr 1970 feiert der Alfa Romeo Montreal auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf Publikumspremiere. Die Fachpresse bescheinigt dem Coup\u00e9 das \u00fcberlegene Fahrverhalten eines Gran Turismo f\u00fcr die Langstrecke. Daf\u00fcr sprechen nicht nur die H\u00f6chstgeschwindigkeit von rund 220 km\/h und das komfortable Fahrwerk. Zeitgen\u00f6ssische Messungen ergeben einen Wert von 7,6 Sekunden f\u00fcr die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100.<\/p>\n

Gefertigt wird der Alfa Romeo Montreal in Kooperation zwischen dem Werk Arese und der Carrozzeria Bertone. Durch den hohen Preis ist das Coup\u00e9 nie in Gefahr, zur Massenware zu verkommen. Bis 1977 werden nur 3.925 Exemplare gebaut. Die gute Verarbeitungsqualit\u00e4t sorgt daf\u00fcr, dass vergleichsweise viele davon noch heute als Oldtimer die Fans italienischer Ingenieurskunst begeistern.<\/p>\n

* Beide Konzeptfahrzeuge sind heute Teil der Sammlung des Alfa Romeo Werksmuseums „La Macchina del Tempo“ in Arese bei Mailand\/Italien. Weitere Infos: http:\/\/www.museoalfaromeo.com\/<\/a><\/p>\n

Technische Daten Alfa Romeo Montreal (1970)<\/h3>\n

Motortyp: V8-Benziner, Zylinderbankwinkel 90 Grad, l\u00e4ngs eingebaut, Block und Zylinderkopf aus Aluminium, zwei obenliegende Nockenwellen pro Bank, zwei Ventile pro Zylinder, Nockenwellen-Antrieb mittels Steuerketten, Trockensumpf-\u00d6lschmierung, \u00d6lvolumen 12 Liter<\/p>\n

Versorgung: mechanische Benzineinspritzung SPICA, getrennte Z\u00fcndung (Z\u00fcndspule, Steuerger\u00e4t) pro Zylinderbank<\/p>\n

Hubraum: 2.593 cm3 (Bohrung x Hub 80,0 x 64,5 mm)<\/p>\n

Leistung: 147 kW (200 PS) bei 6.400 min-1<\/p>\n

Drehmoment: maximal 243 Nm bei 5.100 min-1<\/p>\n

Getriebe: f\u00fcnf Vorw\u00e4rtsg\u00e4nge plus R\u00fcckw\u00e4rtsgang<\/p>\n

Antrieb: Hinterradantrieb, mechanisches Sperrdifferenzial<\/p>\n

Fahrwerk: vorn Einzelradaufh\u00e4ngung mit Querlenker und Dreieckslenker, Schraubenfedern, hinten Starrachse mit Reaktionsdreieck, Schubstreben, Schraubenfedern, Stabilisator<\/p>\n

Bremsen: innenbel\u00fcftete Scheiben ringsum, Bremskraftverst\u00e4rker<\/p>\n

Lenkung: Kugelumlauflenkung<\/p>\n

R\u00e4der\/Reifen: 6,5 x 14 Zoll Leichtmetall \/ 195-70 VR 14<\/p>\n

Ma\u00dfe:<\/p>\n

Radstand: 2.350 mm<\/p>\n

Spurweite: 1.372 mm vorn \/ 1.340 mm hinten<\/p>\n

L\u00e4nge: 4.220 mm<\/p>\n

Breite: 1.672 mm<\/p>\n

H\u00f6he: 1.205 mm<\/p>\n

Gewicht: 1.270 kg (leer)<\/p>\n

Fahrleistung: H\u00f6chstgeschwindigkeit 219 km\/h, 0 – 100 km\/ in 7,6 s<\/p>\n

Bauzeit: 1970 – 1977<\/p>\n

St\u00fcckzahl: 3.925<\/p>\n

Preis: 35.000 D-Mark (1975)<\/p>\n

Pressekontakt:<\/p>\n

Anne Wollek
\nTel: +49 69 66988-450
\nE-Mail:
anne.wollek@fcagroup.com<\/a> <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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