{"id":121838,"date":"2021-04-09T13:12:54","date_gmt":"2021-04-09T11:12:54","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/?p=121838"},"modified":"2021-04-09T13:12:54","modified_gmt":"2021-04-09T11:12:54","slug":"laurin-klement-rk-m-1921-lieblingsmodell-des-rennfahrers-sascha-graf-kolowrat-krakowsky","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/121838\/laurin-klement-rk-m-1921-lieblingsmodell-des-rennfahrers-sascha-graf-kolowrat-krakowsky\/","title":{"rendered":"Laurin & Klement RK\/M (1921): Lieblingsmodell des Rennfahrers Sascha Graf Kolowrat-Krakowsky"},"content":{"rendered":"

Der RK\/M geh\u00f6rt zu den wenigen bis heute erhaltenen Fahrzeugen, die von der Fusion von Laurin & Klement mit der Reichenberger Automobil Fabrik (RAF) zeugen<\/span><\/li>\n
Der Sportwagen entstand 1921 auf Initiative des legend\u00e4ren Rennfahrers Sascha Graf Kolowrat-Krakowsky auf Basis des Laurin & Klement RK<\/span><\/li>\n
Gut erhaltener RK\/M z\u00e4hlt heute zu den wertvollsten Exponaten des Technischen Nationalmuseums in Prag<\/span><\/li>\n<\/ul>\n
Der ideenreiche Unternehmer Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky pr\u00e4gte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die \u00f6sterreichische Filmindustrie und setzte auch als begeisterter Autorennfahrer entscheidende Impulse. So gilt ,Graf Sascha\u2018 als treibende Kraft hinter dem einzigartigen Laurin & Klement RK\/M, der heute zu den wertvollsten Exponaten des Technischen Nationalmuseums in Prag z\u00e4hlt. Das sportliche Modell hatte Laurin & Klement nach der \u00dcbernahme der Reichenberger Automobil Fabrik (RAF) \u00fcbernommen und sp\u00e4ter mit einem leistungsst\u00e4rkeren 4,7-Liter-Motor modifiziert. Damit verhalf das Unternehmen dem innovativen Fahrzeug zu einer zweiten erfolgreichen Motorsportkarriere in der gerade neu gegr\u00fcndeten Tschechoslowakei.<\/span><\/p>\n
Der Laurin & Klement RK erinnert an ein interessantes, fast vergessenes Kapitel der Automobilgeschichte: die Reichenberger Automobil Fabrik (RAF). Das im heutigen Liberec t\u00e4tige Unternehmen hatte sich auf individuell angefertigte Luxusfahrzeuge spezialisiert. Ihr Gr\u00fcnder war Baron Theodor von Liebieg, einer der ersten Automobilbesitzer Mitteleuropas. Da sich die kostenintensive Fertigung der Karossen f\u00fcr von Liebieg mit der Zeit immer weniger rechnete, suchte er nach einer L\u00f6sung. Gleichzeitig geh\u00f6rte er auch dem Verwaltungsrat von Laurin & Klement an, da lag eine \u00dcbernahme durch das aufstrebende, effizienter produzierende Unternehmen aus Mlad\u00e1 Boleslav nahe. Im Jahr 1912 wurde schlie\u00dflich die Fusion vollzogen.<\/p>\n
Unmittelbar vor dem Verkauf hatte von Liebieg f\u00fcr den RAF 18\/50 HP vom schw\u00e4bischen Spezialisten Daimler allerdings noch die Lizenz f\u00fcr den Bau ventilloser Schiebermotoren erworben. Sie funktionierten nach dem sogenannten Knight-Prinzip und z\u00e4hlten seinerzeit zu den wegweisenden Konstruktionen. 1913 \u00fcbernahm Laurin & Klement das Luxus-Landaulet mit dem Namen RK praktisch unver\u00e4ndert ins eigene Modellprogramm, die Modellbezeichnung stand f\u00fcr ,RAF-Knight\u2018. Der aus dem Kutschenbau \u00fcbernommene Begriff Landaulet bezeichnet Automobile mit teilweise geschlossener Karosserie, deren hintere Dachpartie wie bei einem Cabriolet ge\u00f6ffnet werden kann. Bis 1915 rollten 116 Exemplare des RK durch das Werkstor in Mlad\u00e1 Boleslav.<\/p>\n
Der sportliche Ableger des Modells f\u00fcr Graf Kolowrat entstand 1913. Das 1.400 Kilogramm schwere Fahrzeug besa\u00df einen 4.712 ccm gro\u00dfen und 36,8 kW (50 PS) starken Schiebermotor. Seine Kraft leitete der Vierzylinder \u00fcber eine Lamellenkupplung an ein Vierganggetriebe, dessen h\u00f6chster Gang direkt \u00fcbersetzt war. L\u00e4ngs angeordnete Halbelliptikfedern bildeten das Fahrwerk. Hinzu kam eine Schraubenspindellenkung. Neben einer handbet\u00e4tigten Trommelbremse f\u00fcr die Hinterr\u00e4der kamen auch zwei Fu\u00dfbremsen zum Einsatz: Sie wirkten jeweils auf die Drehmoment\u00fcbertragung, wobei eine vor dem Getriebe und die andere dahinter zugriff.<\/p>\n
Graf Sascha nutzte den Laurin & Klement RK f\u00fcr private Zwecke, in den Jahren 1913 und 1914 ging er mit ihm allerdings auch bei der Alpenfahrt erfolgreich an den Start, einem der zur damaligen Zeit meistbeachteten Langstreckenwettbewerbe. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, stellte er das Fahrzeug dem Milit\u00e4r zur Verf\u00fcgung. 1916 hatte das Auto bereits 70.000 Kilometer ohne gr\u00f6\u00dfere technische Probleme absolviert \u2013 f\u00fcr damalige Verh\u00e4ltnisse eine gro\u00dfartige Laufleistung.<\/p>\n
Mit dem Ende des Krieges fand der Wagen den Weg zur\u00fcck zu seinem Besitzer, der dem Unternehmen als Aktion\u00e4r freundschaftlich verbunden war. Kolowrat-Krakowsky fiel es daher leicht, das Werk vom Umbau des inzwischen acht Jahre alten Fahrzeugs zu \u00fcberzeugen: Es bekam den neuen Vierzylinder-Rennmotor mit obenliegenden Ventilen und doppelter elektrischer Magnetz\u00fcndung, der aus einem Hubraum von 4.713 ccm eine Leistung von 55 kW (75 PS) sch\u00f6pfte. Fortan hie\u00df das Modell RK\/M.<\/p>\n
Die H\u00f6chstgeschwindigkeit von Graf Saschas Fahrzeug stieg nach den Modifikationen von urspr\u00fcnglich zwischen 90 und 100 km\/h auf bis zu 125 km\/h. Es \u00fcberraschte nicht, dass der Wagen mit Franti\u0161ek Svoboda am Steuer in der ersten H\u00e4lfte der 1920er-Jahre auf heimischen Rennstrecken zahlreiche Erfolge einfuhr. Der RK\/M gewann 1921 die Internationale Zuverl\u00e4ssigkeitsfahrt durch die Tschechoslowakei, triumphierte im Folgejahr beim Sch\u00f6ber-Rennen in der Klasse bis 5,3 Liter Hubraum und setzte auch bei Bergrennen Ma\u00dfst\u00e4be. Beim Bergrennen Zbraslav \u2013 J\u00edlovi\u0161t\u011b belegte Svoboda den dritten Platz.<\/p>\n
In den folgenden Jahrzehnten wurde Kolowrats Wagen immer wieder repariert und modifiziert und z\u00e4hlt heute zu den attraktivsten Exponaten des Technischen Nationalmuseums in Prag. Aufgrund seiner Abmessungen, seines attraktiven Designs sowie der eindrucksvollen Patina und seiner au\u00dfergew\u00f6hnlichen Geschichte gewann er im Jahr 2015 eine der Hauptkategorien des Oldtimer-Eleganzwettbewerbs auf Schloss Lou\u010de\u0148.<\/p>\n
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