{"id":126959,"date":"2021-07-27T20:04:26","date_gmt":"2021-07-27T18:04:26","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/?p=126959"},"modified":"2021-07-27T20:04:26","modified_gmt":"2021-07-27T18:04:26","slug":"skoda-1101-tudor-1946-geschichte-eines-multitalents","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/126959\/skoda-1101-tudor-1946-geschichte-eines-multitalents\/","title":{"rendered":"\u0160KODA 1101 ,Tudor\u2018 (1946): Geschichte eines Multitalents"},"content":{"rendered":"

Mlad\u00e1 Boleslav (ots)<\/span><\/p>\n

\u203a Vor 75 Jahren rollte in Mlad\u00e1 Boleslav der erste \u0160KODA 1101 ,Tudor\u2018 vom Band<\/p>\n

\u203a Mit der Fertigung dieses ersten Nachkriegsmodells startete zugleich die Kooperation der Standorte Mlad\u00e1 Boleslav, Kvasiny und Vrchlab\u00ed<\/p>\n

\u203a Trotz seines Spitznamens ,Tudor\u2018 war der vielseitige \u0160KODA 1101 noch in zahlreichen weiteren Karosserievarianten erh\u00e4ltlich<\/p>\n

\u203a Zwischen 1946 und 1952 verlie\u00dfen insgesamt 66.904 zivile Exemplare sowie 4.237 Spezialausf\u00fchrungen f\u00fcr Streitkr\u00e4fte die Werkshallen in Mlad\u00e1 Boleslav<\/p>\n

\u203a In mehr als 70 L\u00e4ndern weltweit fand der \u0160KODA 1101 viele begeisterte Kunden: Der Exportanteil lag bei \u00fcber 65 Prozent<\/p>\n

\u203a Zus\u00e4tzlich fuhr die Baureihe \u0160KODA 1101\/1102 auch zahlreiche bedeutende Motorsporterfolge ein<\/p>\n

75 Jahre ist es her, dass die Marke \u0160KODA die Produktion des ersten Nachkriegsmodells 1101 ,Tudor\u2018 aufnahm. Damals, im Fr\u00fchling 1946, liefen die B\u00e4nder nicht nur in Mlad\u00e1 Boleslav an: Auch die neu eingegliederten Standorte Kvasiny und Vrchlab\u00ed unterst\u00fctzten die Fertigung des neu entwickelten Multitalents. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten avancierte der ebenso komfortable wie wirtschaftliche und selbst unter widrigsten Einsatzbedingungen zuverl\u00e4ssige ,Tudor\u2018 zum weltweiten Erfolgsmodell. Kunden aus mehr als 70 L\u00e4ndern wussten die Qualit\u00e4t dieses Modells zu sch\u00e4tzen \u2013 hinzu kamen zahlreiche Erfolge bei internationalen Renn- und Rallye-Veranstaltungen. Damit l\u00e4utete der \u0160KODA 1101 ,Tudor\u2018 ein neues Kapitel in der Geschichte von \u0160KODA AUTO ein.<\/p>\n

Als der \u0160KODA 1101 am Montag, den 6. Mai 1946, in Mlad\u00e1 Boleslav erstmals vom Band rollte, war \u0160KODA bereits seit rund zehn Jahren der gr\u00f6\u00dfte tschechische Automobilhersteller und -exporteur \u2013 eine Position, die das Unternehmen bis heute ungebrochen h\u00e4lt. Der ,Tudor\u2018 kn\u00fcpfte nahtlos an die erfolgreichen Modelle POPULAR sowie RAPID an, wobei er sich vom POPULAR 1101 aus dem Jahr 1940 nicht nur durch sein modernes Karosseriedesign unterschied. So legte man beim w\u00e4hrend des Zweiten Weltkriegs geheim entwickelten ,Tudor\u2018 etwa einen Schwerpunkt auf verbesserte Verkehrssicherheit. Dies gelang unter anderem durch den Einsatz leistungsstarker Hydraulikbremsen und hydraulischer Sto\u00dfd\u00e4mpfer an der Vorderachse, die dar\u00fcber hinaus das Komfortniveau auf ein neues Level hoben. Hinzu kam ein sp\u00fcrbares Komfortplus in Sachen Ger\u00e4uschniveau, das man wiederum durch die Kombination des h\u00f6lzernen Karosserieskeletts mit nat\u00fcrlichen D\u00e4mmmaterialien sowie die Verwendung von Wollstoffbez\u00fcgen erreichte.<\/p>\n

Clever konstruiert: leichter Zentralrohrrahmen und Rundum-Einzelradaufh\u00e4ngung<\/p>\n

Als Basis des modern gestalteten Fahrzeugs diente ein steifer und dabei relativ leichter Zentralrohrrahmen mit Rundum-Einzelradaufh\u00e4ngung. F\u00fcr den Vortrieb sorgte ein kr\u00e4ftiger OHV-Vierzylinder-Ottomotor mit 1.089 ccm Hubraum. Er leistete 23,6 kW (32 PS) bei 4.600 1\/min und verf\u00fcgte \u00fcber austauschbare ,nasse\u2018 Zylinderlaufbuchsen, die dank direkter Wasserk\u00fchlung den Service erleichterten. Als viersitzige Basisausf\u00fchrung mit zweit\u00fcriger geschlossener Karosserie (Au\u00dfenabmessungen 4050 x 1500 x 1520 mm) brachte der ,Tudor\u2018 lediglich 940 Kilogramm auf die Waage. All dies erm\u00f6glichte eine f\u00fcr damalige Verh\u00e4ltnisse beachtliche H\u00f6chstgeschwindigkeit von bis zu 100 km\/h \u2013 bei einem moderaten Verbrauch von rund acht Litern. 200 Millimeter Bodenfreiheit sorgten zusammen mit der robusten Fahrwerkskonstruktion daf\u00fcr, dass der \u0160KODA selbst in leichtem Gel\u00e4nde eine gute Figur machte. Eben jene Vielseitigkeit ebnete dem Neuen aus Mlad\u00e1 Boleslav auch den Weg auf die amerikanischen, afrikanischen oder asiatischen M\u00e4rkte.<\/p>\n

Der ,Tudor\u2018 war in verschiedenen Karosserievarianten erh\u00e4ltlich. Um die unterschiedlichen Bed\u00fcrfnisse der Kunden im In- und Ausland bestm\u00f6glich zu bedienen, kam neben dem Zweit\u00fcrer noch eine viert\u00fcrige Limousine hinzu, die einen bequemeren Einstieg in die zweite Sitzreihe erlaubte. Das Angebot an offenen Karosserien umfasste das beliebte ,Tudor-Cabriolet\u2018 mit Textilfaltdach und in festen Rahmen gefassten T\u00fcren sowie eine elegante Roadster-Version. F\u00fcr eher praktische Bed\u00fcrfnisse lie\u00df sich der ,Tudor\u2018 auch mit Lieferwagenkarosserie oder als Kombi ,Station Wagon\u2018 (STW) ordern. Dieser bot bei umgeklappter R\u00fcckbank eine 1.490 Millimeter lange und 980 bis 1.380 Millimeter breite Ladefl\u00e4che.<\/p>\n

Ein Bestseller auf Weltreise: Export in 76 L\u00e4nder<\/p>\n

Zum Preis von 67.700 Kronen ging der \u0160KODA 1101 ab Mai 1946 auf dem tschechoslowakischen Markt in den Verkauf, allerdings ohne Bereifung. Schlie\u00dflich waren Pneus damals kriegsbedingt noch Mangelware und nicht im Lieferumfang enthalten. Angesichts der schwierigen Situation mussten die Kunden zudem einen speziellen Bezugsschein vorlegen, der sie zum Kauf eines neuen Wagens berechtigte. Die Karriere des \u0160KODA 1101 endete im M\u00e4rz 1952 \u2013 und damit paradoxerweise vier Monate sp\u00e4ter als die des seit 1948 gebauten, modernisierten Modells 1102. Der \u0160KODA 1102, der ebenfalls den Spitznamen ,Tudor\u2018 trug, unterschied sich von seinem Vorg\u00e4nger auf den ersten Blick durch modifizierte Sto\u00dff\u00e4nger und den etwas schlichteren K\u00fchlergrill. Im Innenraum bescherte die Verlagerung des Schalthebels an die Lenks\u00e4ule Fahrern und Beifahrern mehr Beinfreiheit. Insgesamt wurden zwischen 1946 und 1952 insgesamt 66.904 ,Tudors\u2018 in ziviler Ausf\u00fchrung gebaut. \u00dcber 65 Prozent aller Fahrzeuge der Typen \u0160KODA 1101 und 1102 gingen an ausl\u00e4ndische Kunden. 1951 umfasste die Liste der Exportnationen bereits 76 Staaten. Zu den bedeutendsten Einzelm\u00e4rkten z\u00e4hlten neben Polen, den Niederlanden, Belgien und der Bundesrepublik Deutschland auch weit entfernte L\u00e4nder wie Australien, Brasilien, Indien, die S\u00fcdafrikanische Union oder Kanada. Parallel dazu vertrauten nicht nur Sicherheitskr\u00e4fte in der Tschechoslowakei auf die K\u00fcbelwagen-Derivate mit der Bezeichnung \u0160KODA 1101 VO (vojensk\u00fd otev\u0159en\u00fd \u2013 offener Milit\u00e4rwagen) und 1101 P (pohotovostn\u00ed \u2013 Bereitschaftswagen), von denen \u00fcber 4.000 Exemplare weltweit ausgeliefert wurden.<\/p>\n

Erfolgreich im Motorsport: Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa<\/p>\n

Auch auf den Rennstrecken dieser Welt verzeichnete der \u0160KODA 1101\/1102 viele bedeutende Erfolge. Einer davon datiert auf den 11. Juli 1948: Beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa fuhren gleich drei vom dort registrierten Automobilimporteur Healers angemeldete ,Tudors\u2018 in ihrer Klasse einen beeindruckenden Klassensieg ein. Auch starke und langanhaltende Regenf\u00e4lle konnten die Wagen nicht bremsen, die nach 1.972 Kilometern mit knappen Abst\u00e4nden die Ziellinie passierten. Im Rahmen der gemeinsamen Boxenstopps verloren sie nicht viel Zeit beim Tanken, was neben dem auf 55 Liter vergr\u00f6\u00dferten Tank auch dem f\u00fcr Rennfahrzeuge sehr niedrigen Verbrauch von 8,1 Litern pro 100 Kilometer geschuldet war \u2013 bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 82,16 km\/h. Als einziges Team absolvierte die \u0160KODA Mannschaft das herausfordernde 24-Stunden-Rennen, das nur rund die H\u00e4lfte der Teilnehmer \u00fcberhaupt beendete, ohne jegliche Strafpunkte. Im selben Jahr st\u00e4rkte au\u00dferdem der Sieg des uruguayischen Architekten Arturo Porro im Rennen Montevideo-Melo-Montevideo das Motorsportrenommee der tschechischen Marke. Auf den zweiten Platz schaffte es \u0160KODA AUTO Werksfahrer Borrat Fabini, der mit seinem ,Tudor\u2018 an die vielen Vorkriegserfolge mit dem \u0160KODA POPULAR ankn\u00fcpfte. In Europa meisterte das Werksteam um V\u00e1clav Bobek, Jaroslav Netu\u0161il, Viktor Krupi\u010dka und Miroslav Fousek verschiedene anspruchsvolle Rallyes wie die Raid Polski, die Schweizer Rally Interlaken oder die \u00d6sterreichische Alpenfahrt.<\/p>\n

Im September 1949 \u00fcbernahm schlie\u00dflich die Spezialanfertigung \u0160KODA Sport mit Aluminiumkarosserie und verk\u00fcrztem Radstand den Staffelstab auf den Rundstrecken von den seriennahen Fahrzeugen \u0160 1101\/1102. Der bis zu 140 km\/h schnelle Bolide behauptete sich unter anderem beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans (24. bis 25. Juni 1950). V\u00e1clav Bobek und Jaroslav Netu\u0161il setzten sich lange erfolgreich gegen die Konkurrenz durch und lagen bald in aussichtsreicher Position. Doch nach 13 Stunden im Rennen verlor der Wagen in der 121. Runde an Leistung und das Team musste aufgeben. Ursache war mit einer gebrochenen Kolbenstift-Sicherung ein kleiner Technikdefekt. Allerdings durften f\u00fcr die Reparatur nur im Wagen mitgef\u00fchrte Teile verwendet werden und eine Ersatzsicherung war nicht an Bord. Bis zu ihrem Ausscheiden k\u00e4mpften sich V\u00e1clav Bobek und Jaroslav Netu\u0161il mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 126 km\/h auf den zweiten Platz der Klasse bis 1.100 ccm vor. Der 1.089-ccm-Vierzylinder mit 31 kW (42 PS) bei 5.200 1\/min verbrannte ein Gemisch aus Benzin, Ethanol und Aceton.<\/p>\n

Eine weitere Entwicklungsstufe des innovativen Sportlers stellte der \u0160KODA SUPERSPORT mit seiner Aluminiumkarosserie und abnehmbaren Kotfl\u00fcgeln dar. Er entstand im Jahr 1950 in dreifacher Ausfertigung, die Leistung des Motors stieg bis auf 88 kW (120 PS), seine H\u00f6chstgeschwindigkeit betrug 170 km\/h. Ein sp\u00e4ter eingebautes Kompressoraggregat mit 1.500 ccm Hubraum beschleunigte den Rennwagen auf bis zu 200 km\/h. Viele Komponenten dieser Spezialfahrzeuge \u2013 etwa die Kupplung, das Getriebe und weitere Baugruppen \u2013 stammten unmittelbar aus der Serienversion \u0160KODA 1101\/1102 ,Tudor\u2018. Sie lie\u00dfen sich leicht f\u00fcr die Renneins\u00e4tze modifizieren und stellten dabei zugleich ihre eindrucksvolle Robustheit selbst bei h\u00e4rtesten Belastungen unter Beweis.<\/p>\n

Das Erbe der erfolgreichen ,Tudors\u2018 traten 1952 die ,Sedans\u2018 an, wie man die Modelle \u0160KODA 1200\/1201 nannte, drei Jahre sp\u00e4ter gefolgt von den ,Spartaks\u2018 (\u0160 440\/445). Den H\u00f6hepunkt der Entwicklung von Fahrzeugen mit Zentralrohrrahmen markierten schlie\u00dflich die beiden popul\u00e4ren Modelle OCTAVIA und FELICIA, dessen Karriere erst kurz vor Weihnachten 1971 zu Ende ging.<\/p>\n

Pressekontakt:<\/p>\n

Ulrich Bethscheider-Kieser
\nLeiter Produkt- und Markenkommunikation
\nTelefon: +49 6150 133 121
\nE-Mail: ulrich.bethscheider-kieser@skoda-auto.de<\/p>\n

Andreas Leue
\nReferent Tradition und Projekte
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\nE-Mail: andreas.leue@skoda-auto.de<\/p>\n

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