{"id":138921,"date":"2022-09-08T13:44:28","date_gmt":"2022-09-08T11:44:28","guid":{"rendered":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/?p=138921"},"modified":"2022-09-08T13:44:28","modified_gmt":"2022-09-08T11:44:28","slug":"erkenntnisse-aus-dem-dekra-verkehrssicherheitsreport-2022","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.kfzwirtschaft.de\/138921\/erkenntnisse-aus-dem-dekra-verkehrssicherheitsreport-2022\/","title":{"rendered":"Erkenntnisse aus dem DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022"},"content":{"rendered":"
Intakte Technik kann Leben retten \/ Erkenntnisse aus dem DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022<\/strong><\/em><\/p>\n Stuttgart (ots) – Studien belegen immer wieder, dass sich dank moderner Fahrzeugtechnik zahlreiche Unf\u00e4lle vermeiden oder zumindest deren Folgen deutlich vermindern lassen. Daf\u00fcr d\u00fcrfen die verbauten Systeme und Bauteile allerdings keine gravierenden M\u00e4ngel oder unzul\u00e4ssigen Bauartver\u00e4nderungen aufweisen und m\u00fcssen einwandfrei funktionieren. Wie wichtig das ist, hat DEKRA in Fahrversuchen f\u00fcr den DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilit\u00e4t junger Menschen“ eindr\u00fccklich unter Beweis gestellt. „Ob die Insassen eines Fahrzeugs sicher und unversehrt ans Ziel kommen, h\u00e4ngt unter anderem entscheidend vom Zustand der Bremsen, des Fahrwerks und der Reifen ab“, erkl\u00e4rt DEKRA Unfallforscher Markus Egelhaaf.<\/p>\n Je moderner ein Fahrzeug ist, desto l\u00e4nger ist in aller Regel die Liste der darin verbauten Fahrerassistenzsysteme. Diese unterst\u00fctzen in kritischen Situationen dabei, das Fahrzeug kontrollierbar zu halten. Dass die Systeme nur innerhalb der physikalischen Grenzen wirken k\u00f6nnen, d\u00fcrfte jedem Autofahrenden auf abstrakte Art bewusst sein. Welchen gro\u00dfen Einfluss aber ganz konkret der Zustand von Reifen, Bremsen und Fahrwerk auf diese Grenzen hat, ist vielen nicht bekannt.<\/p>\n Zur Verdeutlichung hat DEKRA diesen Zusammenhang im Rahmen mehrerer Fahrversuche unter Beweis gestellt. F\u00fcr den DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilit\u00e4t junger Menschen“ kamen dabei im DEKRA Technology Center am DEKRA Lausitzring in Brandenburg Gebrauchtwagen zum Einsatz, die vor allem bei jungen Fahranf\u00e4ngern wegen geringer Anschaffungskosten oder den Ruf besonderer Zuverl\u00e4ssigkeit sehr beliebt sind.<\/p>\n So haben die DEKRA Experten zum Beispiel mit einem VW Golf VII bei drei bis f\u00fcnf Grad Celsius Au\u00dfentemperatur vergleichende Bremsversuche auf nasser, sehr griffiger Asphaltfahrbahn durchgef\u00fchrt. Die Ursprungsbereifung bestand aus Ganzjahresreifen einer Premiummarke mit einer minimalen Profiltiefe zwischen 4,8 und 4,0 Millimetern. Bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 100 km\/h betrug die Bremswegl\u00e4nge in mehreren Versuchen nahezu konstant 44,4 Meter. Anschlie\u00dfend wurden Reifen, Bremsen und Sto\u00dfd\u00e4mpfer erneuert. Die Reifen wurden durch neue Winterreifen einer Premiummarke ersetzt. Die Bremswegl\u00e4nge konnte so auf durchschnittlich 38,7 Meter reduziert werden.<\/p>\n In der gleichen Versuchskonstellation wurde mit demselben Fahrzeug auch mit der Bremsausgangsgeschwindigkeit von 160 km\/h gefahren. Hier reduzierte sich der Bremsweg durch die Erneuerungen von 111,0 auf 98,3 Meter. Die Bremswegl\u00e4nge lie\u00df sich somit bei beiden Geschwindigkeiten um etwa 11 bis 13 % verringern. Wie gro\u00df der damit verbundene Sicherheitsgewinn ist, wird angesichts der Restgeschwindigkeit deutlich, die das unreparierte Fahrzeug an der Stelle noch hatte, an der es mit erneuerten Teilen bereits zum Stillstand kam. Bei der Ausgangsgeschwindigkeit von 100 km\/h betrug sie noch fast 30 km\/h, bei 160 km\/h sogar rund 55 km\/h.<\/p>\n Zustand von D\u00e4mpfern und Federn hat gro\u00dfen Einfluss auf Fahrsicherheit<\/strong><\/p>\n Mit einem Honda Jazz fuhren die Experten von DEKRA au\u00dferdem einen doppelten Fahrspurwechsel. Hierbei wird eine Ausweichreaktion auf ein pl\u00f6tzlich auf der Fahrbahn erscheinendes Hindernis mit anschlie\u00dfendem Zur\u00fccklenken auf den urspr\u00fcnglichen Fahrstreifen simuliert (Nachfolger des sogenannten Elchtests). Die Fahrbahnoberfl\u00e4che wurde bei allen Versuchsfahrten identisch bew\u00e4ssert. Im Originalzustand waren Ganzjahresreifen mit jeweils mindestens f\u00fcnf Millimetern Profiltiefe aufgezogen. So konnte der Parcours bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km\/h durchfahren werden, bei h\u00f6heren Geschwindigkeiten brach das Fahrzeug, das nicht mit ESP ausgestattet war, aus.<\/p>\n Nach der Erneuerung von Bremsen, Reifen und Sto\u00dfd\u00e4mpfern war ein Durchfahren mit 70 km\/h m\u00f6glich. Zum Einsatz kamen neue Ganzjahresreifen eines namhaften Herstellers. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass alle Fahrten von einem professionellen Testfahrer durchgef\u00fchrt wurden und die Bereifung der ersten Versuchsreihe eine gute Profiltiefe aufwies. Bereits f\u00fcr erfahrene „Normal“-Fahrerinnen und -Fahrer ist ein sicheres Durchfahren eines solchen Parcours – oder eben das Ausweichen in einer realen Notsituation – in diesem Geschwindigkeitsbereich kaum m\u00f6glich. „F\u00fcr unerfahrene Fahranf\u00e4nger ist im Ernstfall schon bei weitaus geringeren Geschwindigkeiten mit einem Kontrollverlust zu rechnen“, gibt DEKRA Unfallforscher Markus Egelhaaf zu bedenken. Das Mehr an Sicherheit, das dabei durch die ersetzten Teile gewonnen werde, sei nicht zu untersch\u00e4tzen.<\/p>\n ESP kann Schleuderunf\u00e4lle oder Abkommen von der Fahrbahn verhindern<\/strong><\/p>\n Wie wichtig ein guter Fahrzeugzustand im Hinblick auf Fahrwerk, Bremse und Bereifung f\u00fcr die Effektivit\u00e4t eines verbauten ESP ist, zeigte ein weiterer Versuch. Der verwendete BMW 1er (E87) war mit Markensommerreifen ausger\u00fcstet. Auf der Vorderachse betrug die Profiltiefe 2,2 beziehungsweise 2,6 Millimeter, auf der Hinterachse 1,7 und 2,0 Millimeter. Der Pkw wurde auf nasser Asphaltfahrbahn je dreimal auf 130 km\/h beschleunigt, danach steuerte ein Lenkroboter ein ruckartiges Ausweichman\u00f6ver ein. Normalerweise ist es mit ESP in dieser Situation kein Problem, das Fahrzeug stabil zu halten. Doch obwohl das ESP ordnungsgem\u00e4\u00df funktionierte, brach das Fahrzeug bei mehreren Versuchsfahrten aus. „Das zeigt, dass auch die ESP-Regelung nur in den Grenzen wirksam wird, innerhalb derer Fahrwerk, Bremsen und Reifen die entsprechenden Kr\u00e4fte auf die Fahrbahn \u00fcbertragen k\u00f6nnen“, sagt Markus Egelhaaf. Anschlie\u00dfend wurden Bremsen und Sto\u00dfd\u00e4mpfer erneuert sowie die R\u00e4der mit neuen Reifen des gleichen Typs ausgestattet. Bei allen drei Versuchsfahrten nach der Reparatur kam es zu keinem Zeitpunkt zu einem Verlust der Bodenhaftung. Das Fahrzeug wurde vom ESP konsequent eingefangen und blieb stabil.<\/p>\n Grunds\u00e4tzlich sind gute Bremsen und ein zuverl\u00e4ssiger und stabiler Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn bei allen Fahrbahnzust\u00e4nden essenziell. Sie sind auch Grundbedingung f\u00fcr eine optimale Wirkung von Assistenzsystemen wie dem ABS oder dem ESP. Beim Gebrauchtwagenkauf ist daher unbedingt darauf zu achten, dass diese Komponenten in gutem Zustand sind bzw. unmittelbar nach g\u00fcnstigem Kauf fachgerecht instandgesetzt werden. Pkw ohne ESP sollten – insbesondere auch f\u00fcr Fahranf\u00e4nger – nicht gekauft werden.<\/p>\n Hauptuntersuchung deckt sicherheitsrelevante M\u00e4ngel auf<\/strong><\/p>\n Die von DEKRA durchgef\u00fchrten Versuche unterstreichen ein weiteres Mal, welch gro\u00dfe Bedeutung ein guter technischer Fahrzeugzustand f\u00fcr die Verkehrssicherheit hat und wie wichtig es ist, diesen auch regelm\u00e4\u00dfig unabh\u00e4ngig zu \u00fcberpr\u00fcfen. Das gilt erst recht f\u00fcr \u00e4ltere Fahrzeuge, die in der Regel wesentlich h\u00e4ufiger erhebliche M\u00e4ngel aufweisen und damit ein gr\u00f6\u00dferes Unfallrisiko darstellen als j\u00fcngere Fahrzeuge. „Neben der nat\u00fcrlichen Alterung und dem Verschlei\u00df der Fahrzeuge kann auch das oftmals fehlende Bewusstsein f\u00fcr technische M\u00e4ngel sowie Sparen bei Reparatur und Wartung fatale Folgen haben“, warnt Markus Egelhaaf. Der DEKRA Experte denkt in diesem Zusammenhang speziell auch an junge Fahrer, die vor allem aus finanziellen Gr\u00fcnden sehr h\u00e4ufig mit \u00e4lteren Fahrzeugen unterwegs sind.<\/p>\n Die im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 untersuchten Ergebnisse der von DEKRA 2020 in Deutschland durchgef\u00fchrten Hauptuntersuchungen von Pkw verdeutlichen eindr\u00fccklich die mit zunehmendem Fahrzeugalter ansteigende M\u00e4ngelquote. Bis zu drei Jahre alte Fahrzeuge hatten zu knapp 8 % M\u00e4ngel, \u00fcber f\u00fcnf bis sieben Jahre alte Fahrzeuge zu etwa 20 %. \u00dcber neun Jahre alte Fahrzeuge kamen hier schon auf eine M\u00e4ngelrate von 40 %, 25 % wiesen in dieser Gruppe sogar erhebliche M\u00e4ngel auf. Nimmt man die gefundenen M\u00e4ngel im Detail unter die Lupe, so zeigt sich, dass die lichttechnischen Einrichtungen mit etwa 25 % am h\u00e4ufigsten bem\u00e4ngelt werden; es folgt die Bremse mit rund 16 %. M\u00e4ngel an Achsen mit R\u00e4dern und Bereifung nahmen mit \u00fcber 14 % ebenfalls einen hohen Stellenwert ein.<\/p>\n Hintergr\u00fcnde zum Thema sowie viele weitere Informationen liefert der aktuelle DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2022 „Mobilit\u00e4t junger Menschen“. Er steht online unter www.dekra-roadsafety.com<\/a> zum Download zur Verf\u00fcgung. Dort finden sich auch s\u00e4mtliche Vorg\u00e4nger-Reports inklusive weitergehender Inhalte, etwa in Form von Bewegtbildern oder interaktiven Grafiken.<\/p>\n Pressekontakt:<\/p>\n\n